Kann man selbstständig tätig sein und sich gleichzeitig sozial oder ökologisch engagieren?
In den letzten Jahren treten auch am österreichischen Markt immer mehr sogenannte Social Business auf. Als Paradebeispiel gilt das von der Caritas 2015 gegründete Hotel Magdas, das Geflüchteten eine Beschäftigung bietet und sich bereits nach kurzer Zeit am Wiener Hotelmarkt etablieren konnte. Neben großen Nonprofit-Organisationen treten auch immer mehr GründerInnen als Social Entrepreneure auf den Plan. Im März 2017 hat Christian Penz die Nut&Feder GmbH gegründet. Das Unternehmen baut hochwertige Möbel aus österreichischen Materialien und bietet geflüchteten Menschen eine Perspektive am Arbeitsmarkt. Darüber hinaus schafft man durch Projekte, wie beispielsweise das Dachgarten-Konzept auf dem T-Center oder Teambuilding-Events in der eigenen Werkstatt, Awareness für dieses wichtige Thema.
In der Vollpension, einem Generationenkaffee im 4. Wiener Gemeindebezirk, fokussiert man auf das Thema Altersarmut und Einsamkeit. Die liebevoll „Oma“ und „Opa“ genannten MitarbeiterInnen backen „die beste Mehlspeis zwischen Wien und Tokio“ und sind auch im Service tätig. Dabei steht auch die Kommunikation mit den meist jüngeren Gästen im Fokus. Wie eben bei der Oma zu Hause tauschen sich verschiedene Generationen bei Kaffee und Kuchen aus. Das Konzept geht auf. Die Warteliste an potentiellen MitarbeiterInnen ist sehr lang und auch der Umsatz des Cafes ist im grünen Bereich.
Was ist ein Social Business und wodurch unterscheidet es sich?
Leider gibt es derzeit keine eindeutige Definition, was man unter einem Social Business versteht. Weltweit wird diskutiert, wo die Unterschiede zu gewinnorientierten Unternehmen liegen. Im Zentrum des Social Business steht eine soziale Mission, die auf unternehmerische Art und Weise verfolgt wird und Teil des Kerngeschäfts ist.
Social Business finanzieren sich – im Gegensatz zu klassischen Nonprofit Organisationen – nicht vorwiegend über Spenden und Förderungen. Ihre hybride Finanzierung basiert zum überwiegenden Teil auf Markteinkünfte aus dem Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen. In Österreich wird laut einer Studie von Vandor et al. (2015) aktuell davon ausgegangen, dass ein Social Business zumindest 50% Markteinkünfte haben muss.
Prinzipiell stehen auch einem Social Business alle Unternehmensrechtsformen offen. In der Praxis hat sich aber vor allem die gemeinnützige GmbH als praktikabel erwiesen, wobei hier die steuerliche Begrenzung der Gewinnausschüttung zu beachten ist. Auch EinzelunternehmerInnen können ein Social Business betreiben wie z.B. die Lunzers Maßgreißlerei, ein Unternehmen, das durch Müllvermeidung eine ökologische Mission, verfolgt.
Abgrenzung zu Corporate Social Responsability
Ist nun jedes Unternehmen, dass sich sozial oder ökologisch engagiert, automatisch ein Social Business und wodurch grenzt sich dieser Unternehmenstyp von Corporate Social Responsability ab? Bei einem Social Business muss die soziale oder ökologische Mission ein zentraler Aspekt des Geschäftsmodells sein und geht über das verantwortungsvolle Agieren hinaus.
Immer mehr GründungshelferInnen
In den letzten Jahren sind auch in Österreich spezialisierte GründungshelferInnen, Inkubatoren und (Förder)Wettbewerbe für Social EntrepreneurInnen etabliert worden (z.B. Ashoka Austria, Impact Hub oder die SozialMarie). Daneben steht natürlich auch das Gründerservice der Wirtschaftskammern als Anlaufstelle zur Verfügung.
Auch einige Förderstellen haben den Trend erkannt und bieten spezielle Calls für Social EntrepreneurInnen an wie z.B. die Wirtschaftsagentur Wien oder Austria Wirtschaftsservice.
Businessplan und Geschäftsmodell auch für Social Business
Bei der Gründung eines Social Business sollte keinesfalls auf die Erstellung eines Business Plans, dem ein durchdachtes soziales Geschäftsmodell zu Grunde liegt, verzichtet werden. Auch Social Business muss genau kalkulieren und den Markt richtig einschätzen, Preise kalkulieren und Umsatzszenarien erstellen. Hier und bei allen anderen wirtschaftlichen Fragen kann externes Know-how sehr nützlich sein. Die Wiener UnternehmensberaterInnen stehen Ihnen gerne zur Verfügung.
Mag. Peter Stepanek ist seit 2006 als Unternehmensberater u.a. auf Nonprofit-Organisationen spezialisiert und unterrichtet am FH Campus Wien im Masterstudium Sozialwirtschaft und Soziale Arbeit. Er engagiert sich in der Wirtschafskammer Wien und ist Stv. Fachgruppenobmann der Wiener Fachgruppe für Unternehmensberater, Buchhalter und IT Dienstleister (UBIT).
Quelle:
Vandor et al. (2015): Das Potenzial von Social Business in Österreich
http://epub.wu.ac.at/4683/1/WU_Studienbericht_-_Das_Potenzial_von_Social_Business__final_20151211.pdf