„Durch’s Reden kommen d’Leut zsam!“ – Unter diesem Titel trafen sich am Dienstag, dem 26. Juni, zahlreiche Gäste von Jung bis Alt, um über die Herausforderungen und Vorteile eines generationenübergreifenden Teams innerhalb eines Unternehmens zu sprechen. Als Podiumsgäste wurden dazu Paradebeispiele der Wiener Wirtschaft eingeladen: Geschäftsführer Thomas Haller von hallermobil mit seinem Sohn und Betriebsleiter Benjamin Haller sowie Geschäftsführerin Julia Krenmayr und Marianne Hofmann (Mitarbeiterin und „Oma vom Dienst“) vom Generationencafé Vollpension. Veranstalter war das Referat Netzwerk, bestehend aus der Jungen Wirtschaft Wien, Frau in der Wirtschaft und Diversity.
Vom Konflikt zum Dialog
„Jede Generation glaubt intelligenter zu sein, als die davor und weiser, als die danach.“ Mit diesem Zitat von George Orwell eröffnete Dr. Kasia Greco, Spartenobmann-Stellvertreterin der Wirtschaftskammer Wien und Vorstandsmitglied von Frau in der Wirtschaft Wien, den Abend mit einer punktierten und humorvollen Einleitung. Sie beleuchtete die verschiedenen Werte, Vorstellungen und Wünsche der sechs verschiedenen Generationen, die heute zusammenleben, fünf begegnen sich sogar noch aktiv im Arbeitsleben. Bei dieser Anzahl und den verschiedenen Gedankenmustern sind Konflikte vorprogrammiert. Der Schlüssel sei ein offener und wertfreier Austausch, damit aus dem Konflikt ein Dialog wird. Damit übergab sie an Jürgen Tarbauer, dem Vorsitzenden der Jungen Wirtschaft Wien, der durch das Gespräch mit den Unternehmen führte.
Kommunikation ist alles
Von den unterschiedlichen Gedankenmustern der Generationen kann Julia viel erzählen. Im Café Vollpension werden gezielt ältere Menschen in Pension angestellt, um den Dialog zwischen den Generationen zu fördern. So sollen Jung und Alt wieder näher zusammengebracht werden. Zudem profitieren die Älteren von einem Zusatzeinkommen zur Pension und die Jüngeren von den herrlichen Mehlspeisen der Omas und Opas. Jedoch gibt es hier durchaus auch Konflikte, die schon bei den unterschiedlichen Arten, Zuckerstreuer zu befüllen, beginnen. Solche Kleinigkeiten beflügeln dann oft gesellschaftliche Vorurteile. „Auf die Jungen kann man sich nicht verlassen“ oder „die Alten regen sich über alles auf.“ „Da hilft nur offene Kommunikation auf Augenhöhe und mit Respekt“, so Julia. Wird alles besprochen, läuft auch alles problemlos ab. Das bestätigt auch Marianne, ihrerseits Oma vom Dienst. Sie habe gar keine Probleme mit dem Kontakt zu jüngeren Menschen, im Gegenteil.
Generationen ergänzen sich
Auch im Unternehmen hallermobil funktioniert die Zusammenarbeit zwischen Jung und Alt überwiegend problemlos. Ebenso ist die Vater-Sohn-Beziehung nicht hinderlich, im Gegenteil. „Wir können dadurch miteinander anders reden, als es sonst der Fall wäre. Das hilft“, so Benjamin. Zwar gebe es immer wieder mal Differenzen, aber wo gibt es die nicht, ergänzt der Vater. Der große Vorteil sei, dass beide die gleiche Vision haben und dieselben Ziele verfolgen. Bei anderen, externen Betriebsleiter hatte das nicht geklappt. Damit alles so läuft, wie es laufen soll, gibt es klare Tätigkeitsbereiche und Entscheidungshierarchien durch das ganze Unternehmen. So weiß jeder der rund 250 MitarbeiterInnen, mit welchem Anliegen er sich bei wem melden kann. Auch Vater und Sohn haben sich ihre Aufgaben klar aufgeteilt.
In Bezug auf das Alter ist das Unternehmen sehr bunt gemischt. Nur in manchen Abteilungen wie in der Disposition, wo es doch phasenweise sehr stressig sein kann, werden bewusst jüngere Menschen eingesetzt. Die Generationenverteilung ist auch in der „Vollpension“ ein Thema. So wird darauf geachtet, dass sich ältere und jüngere MitarbeiterInnen gut ergänzen. Die „Omas“ und „Opas“ übernehmen zum Beispiel die Begrüßung der Gäste, die jüngeren sind dann als KellnerInnen im Einsatz, da dieser Job doch körperlich belastend ist. Der Einsatz je nach Stärken ist somit durchaus entscheidend und bringt beiden Unternehmen auch klare Vorteile.
Abschließend betonten die Gäste der beiden Unternehmen, dass es so etwas wie einen generellen Generationenkonflikt nicht gibt, zumindest nicht in ihren Betrieben. Es verstehen und helfen sich alle, vorausgesetzt, man begegnet sich mit Respekt. „Es kommt auf den Ton an, aber das ist eine individuelle Einstellung, keine generationenübergreifende“, so Marianne. Nur das mit dem Handy ist für sie ein Mysterium. „Die jungen Leut sollen mehr miteinander reden, anstatt in das Kastl zu blicken. Die direkte Kommunikation geht durch die Technik etwas verloren.“
Direkte Kommunikation gab es hingegen noch reichlich im Anschluss. Zuerst standen die Podiumsgäste noch den Fragen aus dem Publikum Rede und Antwort. Danach wurde bei Buffet und Getränken noch entspannt geplaudert und genetzwerkt. Es war ein stimmungsvoller Abend, der sowohl für Jung und Alt spannende und auch witzige Einblicke in die generationsübergreifende Zusammenarbeit ermöglichte.
Fotos gibt es hier. (© David Pan)