Auch die Februar-Ausgabe des monatlichen After Work Networks der Jungen Wirtschaft Wien konnte wieder mit einem besonders interessanten Gastvortragenden aufwarten: Stephan Haymerle, Gründer und Geschäftsführer von Schrankerl, gab Einblicke in die Zukunft des Kantinenessens.
Die Gründer von Schrankerl haben es sich zum Ziel gesetzt, die Mittagspause in Büros zu revolutionieren: Mit einem smarten, digitalen Kühlschrank, der mit hochwertigen Gerichten aus umliegenden Restaurants beliefert wird, sollen gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden:
MitarbeiterInnen hätten stets erstklassige, gesunde Gerichte direkt im Büro zur Verfügung und müssen nicht extra nach draußen gehen oder lange auf bestelltes Essen warten.
ArbeitgeberInnen wiederum hätten den Vorteil, dass MitarbeiterInnen weniger Zeit damit verbringen, ihr Mittagessen zu planen und öfter gemeinsam im Büro ihre Pausen mit anderen KollegInnen verbringen, was den Austausch untereinander fördert.
Stephan Haymerle schilderte zuerst die Anfänge des Unternehmens: Die Idee sei im ersten Corona-Lockdown entstanden, als seine Mitgründerin Sara Mari und er darüber nachdachten, wie man die Mittagspausen in Büros besser gestalten könnte. Da beide in Kurzarbeit waren, hatten sie genug Zeit dafür, ein neues Konzept auf die Beine zu stellen.
„Früher stellte ich mir jeden Tag dieselbe Frage: Was esse ich heute? Wo bestelle ich? Wie lange wird es dauern? Ist das Essen überhaupt frisch?“, so Stephan Haymerle. Einige Betriebe hätten zwar eine Kantine, diese würde aber die Essensansprüche der heutigen Generation oft nicht erfüllen – gerade in punkto Gesundheit, Nachhaltigkeit und Abwechslung. Trotz eines sicheren Jobs bei Hilti entschied er sich dafür, sich selbstständig zu machen und eine innovativere Verpflegungslösung für Büros zu entwickeln.
Das Konzept von Schrankerl löse laut Stephan Haymerle vor allem zwei Probleme in Büros: Convenience und frisches Essen. Convenience insofern, als man bei Schrankerl nicht vorbestellen müsse und somit keine Zeit für die Essensfindung, -lieferung oder -abholung aufwendet. Frisches Essen (und eine große Vielfalt) dahingehend, weil Schrankerl nicht zentral koche, sondern alle Gerichte von hochwertigen Restaurants aus der Umgebung geliefert würden – dazu zählen aktuell etwa RITA bringt‘s, Office Buddy, Deli, Salad Jungle und Hakuma. Das Sortiment reicht von Porridge über Wraps bis zu Currys, Bowls, Pasta und vieles mehr.
Der Clou: Das hochwertige Essen wird zu einem günstigeren Preis als am Markt angeboten, wodurch es für die MitarbeiterInnen an Attraktivität gewinnt. Möglich macht das eine Bereitstellungsgebühr, die vom Arbeitgeber übernommen wird, um das Unternehmen für MitarbeiterInnen interessanter zu machen und die Pausen effizienter und gesünder zu gestalten.
Stephan Haymerle schilderte in weiterer Folge, wie wichtig Geschwindigkeit für ihn und seine Mitgründerin immer gewesen sei: „Lieber schnell auf den Markt gehen, auch wenn das Produkt noch nicht 100% fertig ist, um rasch Feedback von KundInnen zu erhalten, und das Produkt entsprechend den Kundenvorstellungen noch weiter verbessern zu können.“
Dieser Fokus auf Geschwindigkeit führte u.a. dazu, dass innerhalb weniger Monate nach Gründung schon die ersten „Schrankerl“ aufgestellt werden konnten und eine erste Finanzierungsrunde abgeschlossen wurde. Mittlerweile ist das Unternehmen etwas mehr als ein Jahr auf dem Markt und hat bereits über 40 smarte Kühlschränke bei Unternehmen wie Lindt, Peek und Cloppenburg oder Wolf Theiss aufgestellt.
„Wichtig ist für uns auch, in die Rezepturentwicklung zu investieren, da die Vielfalt und Frische der Produkte für unsere KundInnen sehr wichtig ist“, so Stephan Haymerle. Daneben setzt das Unternehmen auf Lastenfahrräder und Elektroautos, um eine nachhaltige Logistik zu garantieren.
In punkto Nachhaltigkeit sei auch die Reduzierung von Food Waste ein wichtiges Thema. Damit möglichst wenig Essen weggeschmissen werden muss, haben die Gründer, unterstützt von der FFG, ein Projekt mit der TU Wien gestartet, bei dem es um Data Forecasting geht: Der Geschmack und die Nachfrage der einzelnen MitarbeiterInnen an Standorten soll so besser vorhergesehen werden können, um Food Waste zu vermeiden.
Durch die Corona-Krise würde es ArbeitgeberInnen immer schwerer fallen, ihre MitarbeiterInnen im Büro zu halten. Gleichzeitig führt Home Office zu einer großen sozialen Entkopplung der MitarbeiterInnen von ihren KollegInnen. Stephan Haymerle zeigt sich überzeugt, mit Schrankerl ein Konzept gefunden zu haben, das die MitarbeiterInnen gerne zurück ins Büro kommen lässt, den Austausch mit anderen KollegInnen fördert und die MitarbeiterInnenzufriedenheit erhöht.
Das sehen nicht nur die KundInnen der ersten 40 Schrankerl so, sondern auch die InvestorInnen von 2 Minuten 2 Millionen: Bei dem kürzlichen Auftritt der Schrankerl-Gründer in der Sendung gab es nicht nur höchst positives Feedback, sondern auch ein großzügiges Investment. Damit sind die Gründer nun noch besser gerüstet, ihr nächstes ambitioniertes Ziel zu erreichen: Die Aufstellung von mindestens 100 Schrankerl bis Ende 2022.