Gedanken und mögliche Anpassungen einer sich verändernden Arbeitsumgebung

Durch Corona wird das Homeoffice im Zuge des Digitalisierungsschubs zum gängigen Arbeitsmodus. Vorteile, wie Flexibilität sowie absente Wegdistanzen, aber auch Nachteile, wie ständige Erreichbarkeit und das Fehlen sozialer Kontakte liegen auf der Hand. Pros und Contras, die sich auch in der veränderten Arbeitsinfrastruktur, der privaten Wohnumgebung, manifestieren.

Denn abseits einer räumlichen Verfügbarkeit in Form eines Arbeitszimmers wird bei beengten Raumverhältnissen und mangelnder Flexibilität, spätestens bei der schnellen Einrichtung einer „Homeoffice-Ecke“, die Wohnung als rigides Konstrukt erkannt.

Warum alles so unflexibel?

Die Unflexibilität unserer Wohnumgebung sind Folgen einer normativ geregelten Grundrissgestaltung, deren „moderne“ Handhabe aus den Planungscredos der 50er-60er Jahre, rund um ein klassisches Familienbild und somit auch Arbeitsmodus, entwickelt wurde. Frau führt den Haushalt und der Mann ging „zur Arbeit“. Am Abend traf sich die „Nukleare Familie“, bestehend aus Vater, Mutter und zwei leiblichen Kindern zu Hause am Esstisch zusammen.

Ein familiäres und auch arbeitsbezogenes gesellschaftliches Abbild, weshalb der konventionelle Grundriss aus Wohnzimmer, Küche, Schlafzimmer, Kinderzimmer sowie Nassraum zusammengesetzt wurde. Rigide Raumagglomerationen samt Wand und Flur, die zwar bis heute überlebt haben, aber keineswegs dem stark veränderten Gesellschaftswandel sowie dessen veränderten Arbeitsmodus gerecht werden.

Umso verständlicher, dass es in der Gegenwart samt individueller Lebensstile sowie einem verstärkten aufkommen des Homeoffice zu Reibungen in unseren eigenen vier Wänden kommt.

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Die angeführten sozial-räumlichen Betrachtungen legen offen, weshalb gegenwärtige und vor allem zukünftige Wohnräume durch Adaptabilität sowie Flexibilität unserem Leben gerecht werden sollten. Somit ist die Innovation unserer Grundrisse eigentlich von einer lebensnahen Einfachheit dominiert.

Etwa so: Die bereits definierte „Hardware“ in Form von Nasszelle und Küchenzeile wird durch „Plug-ins“, die sich als flexibel zuschaltbare Räume mit adaptierbaren Raumteilern manifestieren erweitert.

Konkret könnte dies mit einer Planung beginnen, die lediglich notwendige Räume vorgibt, Wände als flexible Raumelemente denkt und eine zeitnahe Umgestaltung durch die eigenen Bewohner*innen garantiert. Planerische Umdenkprozesse, die sich bei Neubauten aber auch im Bestand realisieren lassen.

Räumlich abänderbare Zusammensetzungen, die durch unsere „(Lebens)software“ sich den jeweiligen Umständen und somit auch dem Homeoffice im jeweiligen Karriereschritt besser anpassen können. Fazit: Der Raum passt sich dem Leben an und nicht umgekehrt.

Jetzt aber ganz konkret!

Was kann jedoch konkret in den eigenen vier Wänden, abseits des großen Umbaus unternommen werden, um eine angenehme Homeoffice-Atmosphäre zu schaffen? Wir haben einen kleinen, aber feinen Anpassungskatalog ausgearbeitet, der insbesondere auf jene zugeschnitten ist, die über keinen eigenen Arbeitsraum verfügen.

1. Die Betrachtung

Betrachte deinen Grundriss und überlege dir welche Nischen, Ecken und Teilräume du weniger nützt. Erkenne Orte in der Wohnung, an die du vorher nie gedacht hast. Sobald diese ausgemacht sind, es empfiehlt sich dabei an mehrere zu denken, gehe zum nächsten Punkt über.

2. Die Positionierung

Die Position deines Homeoffice entscheidet über deine Produktivität. Denke an eine optimale natürliche Belichtung, seitliches Licht von Vorteil, damit dein Biorhythmus sowie auch die Helligkeit des Bildschirms nicht beeinträchtigt wird. Achte auch auf den Luftaustausch sowie eine ausreichend große Frischluftquelle.

3. Die Umgebung

Die Umgebung deines unmittelbaren Homeoffice ist hauptverantwortlich für Ablenkung und Konzentrationsengpässe. Halte deshalb dein Blickfeld frei von ablenkenden Gegenständen. Die Farbe Weiß oder der Blick in die Weite wirkt oft Wunder.

4. Ergonomie…

Ergonomie klingt nach einem etwas umständlichen Wort, ist jedoch für dein physisches Wohlbefinden im Homeoffice verantwortlich. Ein guter Stuhl, der richtige Abstand vom Bildschirm, der Blickwinkel und ein auf Maß gefertigter Tisch tragen wesentlich zum ergonomischen Arbeiten bei. Bedenke, dass Rücken- sowie Nackenschmerzen weitaus teurer als die Einrichtung des Homeoffice selbst werden können.

5. Das Möbel

Dein Homeoffice kann auch als flexibles Möbel gedacht werden, das sich öffnen, schließen und im Raum verschieben lässt. Umso adaptierbarer dein Homeoffice ist, desto einfacher kannst du auf die jeweilige Arbeitssituation reagieren. Multifunktionale Möbel kosten zwar, können jedoch viel. Längerer Tisch? Klappbarer Ordnerschrank? Rollender Untersatz? An Möglichkeiten mangelt es nicht!

6. Das Versteckspiel

Nach getaner Arbeit möchte man die zu bearbeitenden Anträge oder den großen Drucker nicht ständig vor Augen geführt bekommen. Hierfür sollte das Homeoffice möglichst so positioniert werden, dass eine direkte Einsicht erschwert wird. Auch flexible konstruktive Einrichtungen können dabei helfen. Eine gestalterische Frage.

7. Der Hintergrund

Spätestens nach der dritten Videokonferenz merkt man es: Der Hintergrund passt einfach nicht! Abhilfe schafft eine veränderte Umgebung oder einfacher, eine konstruktive Lösung in Form eines individuell gestalteten Paravents. Denn bei den virtuellen Hintergründen fehlt oftmals das Ohr oder gar eine Gesichtshälfte. Etwas peinlich bei wichtigen Gesprächen…

 

Autor: Arch DI Dr David Calas

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