Seit mehr als fünf Jahren ist die Puls-4-Show „2 Minuten 2 Millionen“ eine der erfolgreichsten Sendungen des heimischen Privatfernsehens. Im Februar war der Auftakt zur sechsten Staffel – gleich in der ersten Sendung mit dabei: das von Clemens Schmidgruber gegründete Start-up HELFERLINE, das einen günstigen technischen Vor-Ort-Support in ganz Österreich bietet.

Ein Auftritt bei „2 Minuten 2 Millionen“ ist für jedes Start-up eine einmalige Chance, und entsprechend groß war die Freude, als ich im Frühherbst 2018 einen Anruf von Puls 4 erhielt, in dem uns zur Teilnahme an der Show gratuliert wurde. Viel Zeit zum Feiern blieb nicht, denn obwohl die Sendung erst im Frühling 2019 ausgestrahlt wurde, sollten die Dreharbeiten für uns bereits am 1. Oktober 2018 beginnen. Somit blieben uns rund 20 Tage, um einen möglichst gelungenen Pitch auszuarbeiten – das hieß: Schauspieler casten, Requisiten suchen, unentwegtes Proben und nicht zuletzt: Pyrotechnik kaufen. Für mich war klar, dass die wahre Chance des Auftritts weniger im Finden eines möglichen Investors lag, sondern vor allem im unglaublichen Werbewert, der sich uns bot, und so arbeiteten wir einen Pitch aus, der hoffentlich jedem der über 200.000 Zuseher noch lange im Gedächtnis bleiben würde.

Am 1. Oktober trafen wir uns um 13 Uhr vor den Puls-4-Studios in St. Marx. Aus einem gemieteten Kleintransporter luden wir die Möbel und die anderen Requisiten aus, die wir in den Tagen davor im Internet zusammengekauft hatten. Alle teilnehmenden Start-ups sind für ihren Auftritt sowie die gesamte Studio- Deko und -Inszenierung vollkommen eigenverantwortlich. Nach der Anmeldung und Absolvierung der ersten Interviews hieß es fast drei Stunden lang: Bitte warten. Erst gegen 17 Uhr wurden wir in das Studio gebeten. Live-Regie führte erstmals Regie-Altmeister Kurt Pongratz, der vom Eurovision Song Contest abwärts praktisch jede größere österreichische TV-Produktion betreut hat. An dieser Stelle muss mit einem weit verbreiteten Irrtum aufgeräumt werden: Auch wenn die Sendung nicht live ausgestrahlt wird, haben die teilnehmenden Start-ups zu 100 Prozent mit den Herausforderungen einer Live-Sendung zu kämpfen: Es gibt keine Proben, keine Wiederholungen, und wenn ein Fehler unterlaufen sollte, ist dieser 1:1 im TV zu sehen.

Entsprechend angespannt waren wir vor unserem Auftritt. Auf Anweisung des Studiosprechers stellten mein Co-Founder Alexander Niederhofer und ich uns hinter dem bekannten Rolltor auf. Die anderen Mitgründer und Begleitpersonen hatten backstage Aufstellung genommen und verfolgten unseren Auftritt auf einem Monitor. Schließlich öffnete sich das Tor und wir betraten das Studio – uns gegenüber die fünf prominenten Investoren, die uns erwartungsvoll ansahen. Neben uns das improvisierte Wohnzimmer, in dem bereits einer der Schauspieler Platz genommen hatte, der einen Hilfe suchenden Kunden mimen sollte. Während ich nun begann, von den typischen Technikproblemen zu erzählen, mit denen man im Alltag konfrontiert ist, zündeten neben uns wie geplant die pyrotechnischen Sprengsätze und Computer, Drucker & Co. verabschiedeten sich nacheinander.

Auf Kommando kam das sofort angeforderte Helferlein gelaufen und behob die Störungen – natürlich – im Handumdrehen. Nach dem zweiminütigen Pitch waren die Investoren begeistert: Das Konzept hinter HELFERLINE kam so gut an, dass nicht weniger als vier der fünf Investoren, inklusive Hans Peter Haselsteiner und Runtastic- Gründer Florian Gschwandtner, sofort investieren wollten. Da die Bewertungen doch deutlich unterschiedlich ausfielen, zogen wir uns kurz zu Beratungen mit den anderen Mitgründern zurück, um über das Angebot zu beratschlagen. Als wir zurückkamen, hatte sich auch der letzte der fünf Investoren entschieden, einsteigen zu wollen! Eine Beteiligung aller fünf Investoren – das hatte es schon lange nicht mehr gegeben.

Auch wenn wir mit der angebotenen Bewertung immer noch nicht zu 100 Prozent zufrieden waren, nahmen wir an dieser Stelle das Angebot an: Das Renommee und Netzwerk gleich fünf bekannter Investoren erschien uns wichtiger als die exakte Anteilsbewertung. Erfolgreiche Start-ups wie Runtastic haben selbst in ihren besten Zeiten noch Business Angels an Bord geholt, die, abgesehen von ihrem Know-how, keinen Cent für ihre Anteile gaben. Außerdem wussten wir von anderen Start-ups: Unabhängig von den Ereignissen in der Sendung – in 15 Minuten kann kein Millionendeal abgewickelt werden; die echten Verhandlungen beginnen erst nach der Sendung.

Mag. iur. Clemens Schmidgruber ist Gründer, Geschäftsführer und Mehrheitseigentümer des Start-ups HELFERLINE sowie stellvertretender Leiter der Branchengruppe IT & Consulting in der Jungen Wirtschaft Wien. HELFERLINE wurde im März 2016 gegründet, beteiligt sind u. a. auch Lorenz Edtmayer (Brutkasten, Tailored Apps, Darwin’s Circle, …), Alexander Niederhofer und Dr. Georg Riedl.

 

Text: Clemens Schmidgruber | Bilder: Gerry Frank Photography/Puls 4

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